Gruselige Geschichten zu Halloween und anderen finsteren Nächten - Gruselgeschichten über Geister, Vampire, Hexen u.a. | ||||
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Stummer SchreiWas war los?Meine Augen brannten und mein Schädel dröhnte wie verrückt, als ich wieder zu mir kam. Ich konnte nichts sehen, doch an mein Ohr drangen gedämpfte Geräusche. Stimmen, waren es tatsächlich Stimmen? Ich musste mich konzentrieren, konzentrieren und dann ... 'Ja, Ja und nochmals Ja!', es waren Stimmen. Wie weit weg mögen sie gewesen sein? Sie klangen auf jeden Fall sehr weit entfernt. Und doch sagte mir ein Gefühl, dass sie näher waren als es schien. Ich war also nicht alleine, das war in meinen Augen ein gutes Zeichen. Ich hasste die Einsamkeit seit dem Vorfall in meiner Kindheit. Ich hasste aber auch die Dunkelheit, denn noch immer sah ich Schattengeister meiner Fantasie, wenn ich die Augen schloss. Diese roten Augen in der Nacht, dieser stechende Blick. 'Muss schnell an was anderes denken.' Ja, das musste ich, sonst hätte es durchaus wiedper einen Anfall geben können. Und schliesslich war der letzte beinahe tödlich verlaufen. Wäre Dad nicht in der Nähe gewesen, wer weiss, vielleicht wäre ich an meinem eigenen, viel zu schnellen, Atem kollabiert. Wieso neigte ich eigentlich zu dieser Hyperventilation? Wieso? Ich wusste es nicht, doch ich wusste, dass ich dieses Gefühl hasste wie die Pest. Ja, ich hasste die Dunkelheit mit all ihren, im Schatten verborgenen, Geheimnissen. Eines dieser Geheimnisse hatte sich mir damals offenbart und doch wollte ich es nie wahr haben, habe immer geleugnet. Und da mir von Anfang an keiner Glauben wollte, fiel es mir sogar recht leicht mich selbst zu belügen und so zu tun, als sei alles nur Einbildung gewesen. 'Dunkelheit' - Oh Gott, wie ich sie hasste! Aber auch hier war es dunkel. Ich konnte nicht den kleinsten Lichtschein erblicken. Meine Augen brannten - vor Anstrengung, so war ich der Meinung. Doch das war es nicht. Ich konnte nichts erkennen als pures Schwarz, welches mich umhüllte. Warum war es so unnatürlich dunkel? Ich wollte die anderen ansprechen. Die, deren Stimmen ich hören konnte. Ich versuchte meine Lippen zu bewegen, doch nichts geschah. Das konnte nicht sein. Hatte ich solch eine Panik, dass die Angst mir die Gewalt über meinen Körper raubte? Erneuter Versuch, es musste doch klappen. Doch wieder scheiterte ich, meine Lippen öffneten sich keinen Spalt. Ich presste meine Zunge von innen gegen meine Lippen, rechnete damit, dass meine Zähne ihr den Weg versperren würden. Meine Zähne versperrten ihr den Weg nicht, denn meine Zunge bewegte sich gar nicht erst auf sie zu. Erst jetzt bemerkte ich, wie geschwollen sie mir vorkam. Meine Zunge ruhte in meinem Mund wie eine tote Schlange, doch ihr Fleisch war aufgebläht und geschwollen - als wolle es zerplatzen. Ich konnte förmlich hören, wie meine Drüsen Schweiss an die Oberfläche pressten. Das Problem war nur, dass nicht ein Tropfen der salzigen Flüssigkeit aus meinen Poren drang. Und doch, es war schwitzende Angst, die in mir aufkochte. Angst, ich könnte am Ende gar an meiner eigenen Zunge ersticken, denn sie fühlte sich so dick und prall an, sie musste den gesamten Rachen ausfüllen und ich glaubte bei diesem Gefühl einfach nicht daran, dass neben ihr auch nur Platz wäre für einen einzigen Atemzug Luft. 'Atem?' Ich atmete nicht, oder etwa doch? Die Gedanken rotierten in meinem Schädel. Na Klar, ich musste den Atem vor lauter Angst und Schrecken angehalten haben. Aber hielt ich ihn wirklich an? Ich konnte es nicht sagen, denn ich spürte meine Atmung nicht. Ich spürte, wie mein Herz pumpte, doch Luft? Meine Lungen signalisierten mir weder, dass sie genügend Sauerstoff bekommen, noch schrieen sie, unter einem drückenden Stechen in der Brust, danach welchen zu bekommen. Bildete ich mir das bloss ein, oder atmete ich die ganze Zeit über, seit dem Erwachen, überhaupt nicht? Ich befand mich also in vollkommener Dunkelheit und dies scheinbar ohne zu atmen. Der Fähigkeit zu sprechen beraubt und blind musste ich hilflos einfach abwarten, was passieren würde. Der Nebel der Finsternis drang in mein Bewusstsein und beraubte mich meiner Fassung. Panik, blanke Panik machte sich in mir breit. Ich sah wieder diese roten Augen und mein Gehirn wollte zerbersten. 'Verschwinde! Lass mich in Ruhe!' Das konnte nicht sein, nicht hier, nicht jetzt. Ich kannte diese Augen. Meine Kindheit, mein Fluch. 'Verschwinde hab ich gesagt!' Wie lange würde ich es noch aushalten, in dieser perfekt schwarzen Umgebung, ohne dem Wahnsinn zu erliegen? Diese roten, leuchtenden Pupillen schienen näher zu kommen. 'Nein! Nicht! Verschwinde!' Ich schrie, doch der Schrei fand nur in meinem Kopf statt. Mit aller Gewalt versuchte ich Luft aus meinen Lungen heraufzuholen und wenigstens einen einzigen Laut herauszubekommen. Nichts. Keine Luft die ich hätte verwenden können, keine Kraft die Lungen oder Lippen zu benutzen. Ich hatte nichts, nichts als pure ungebändigte Angst. 'Hilfe! Warum hilft mir keiner?' Ich konnte das Salz riechen, wie es aus dem Schweiss destilliert. Ich konnte es auch schmecken - und doch war es nicht da. Keine Luft, keine Kraft, kein Schweiss, kein Salz, kein klarer Gedanke, nicht einmal rote Augen - 'Nichts'. Nur Schwärze überall um mich herum und mittlerweile auch in jeder Phase meines eigenen Körpers und Geistes. 'Alles - einfach schwarz!' 'Nicht aufgeben' Stimmen. Ich musste mich auf die Stimmen konzentrieren. Ich war nicht alleine, nicht alleine in dieser Dunkelheit. Ich durfte nicht aufgeben, nicht loslassen. Die nahende Ohnmacht hatte mich beinahe gefügig gemacht. Fast wäre ich in dieses unendliche Loch gefallen, das mich allseits umgibt. Selbst wenn ich es gekonnt hätte, ich hätte mich keinen Millimeter bewegt. Zu gross war die Gefahr abzustürzen. Ich wusste nicht wo ich war und obwohl ich sicher war, mich auf festem Boden zu befinden, so war die Angst da. Die Angst das Gleichgewicht zu verlieren und einfach zu fallen. Zu fallen, zu fallen, zu fallen. Ohne Ende und immer weiter. Stets dem Ende des Sturzes näher kommend, doch es niemals erreichend. Und wenn ich es dann am Ende aller Tage erreicht hätte, so wusste ich jetzt schon, was mich erwartet hätte: 'Rote Augen!' 'Nicht aufgeben', schrie eine, tief unter Erinnerungen begrabene, innere Stimme. Und ich hatte nicht vor aufzugeben. Stimmen, da draussen waren eben noch Stimmen gewesen. Wenn ich nur für einen Moment meinen Kopf leeren könnte von all der Angst, so würde ich sie bestimmt wieder hören können. Ich hatte sie zuvor gehört, also musste es mir wieder gelingen. Ich verscheuchte die Angst - nicht aus meinem Bewusstsein, sondern ganz tief in es hinein. So tief in den Wald meiner Gedanken, dass ich wenigstens einen Moment Ruhe vor ihr hatte. Ich wusste, sie würde sich rächen und gestärkt zurück kommen, doch es war mir egal. Diese Stimmen waren das Einzige was ich hatte. Der einzige Halm an den ich mich klammern konnte um nicht abzurutschen. Wahnsinn ist eine grosse Klippe mit einer tiefen Schlucht. Wenn man einmal ihre Grenzen überschreitet, dann ist es ein ewig dauernder Kampf ihr nicht vollständig zu erliegen. Ich lauschte. Die Stimmen waren vorhanden, aber kaum wahrzunehmen. Was hatte sie so leise werden lassen. Und was erzählten sie? Es war etwas zwischen mir und diesen Stimmen, dass wusste ich instinktiv. Eine Art Wand. Vielleicht waren die Personen, denen die Stimmen gehörten, in einem anderen Raum. 'Ja, das muss es sein.' Ich wollte meine Hand erheben, mich zur Wand vortasten und gegen diese klopfen. die Leute mussten mich doch irgendwie bemerken, wenn ich nur auf mich aufmerksam machte. Irgendjemand half mir dann sicherlich. Hilfe, ja genau die brauchte ich. Ich wusste zwar nicht, was mit mir nicht stimmte, aber es war definitiv etwas nicht in Ordnung. Was auch immer es war, die anderen da, im Raum nebenan, konnten mir sicher helfen. Das Problem war nur, dass ich nicht auf mich aufmerksam machen konnte. Die Lähmung meiner Glieder schien wirklich jeden einzelnen Muskel ausser Kraft gesetzt zu haben. 'Was soll ich nur tun?' Diese Hilflosigkeit trieb mir die Todesangst direkt ins Knochenmark. Ich konnte spüren, wie sie sich durch mein Gewebe frass und mich dem Abgrund des Wahnsinns wieder einen Schritt näher brachte. Die Stimmen... Ich konnte sie hören - verstand zwar nicht, was sie sagten, aber ich hörte sie. War es eine andere Sprache? Gut möglich, aber es klang nicht nach einem Gespräch. Es war ein mehrstimmiges, gleichmässiges Gemurmel. Die Monotonie der Laute näherte sich. Kamen die Geräusche tatsächlich näher, oder entfernte ich mich geistig sogar von der Realität und hatte deshalb das Gefühl die Lautstärke würde permanent zunehmen? Nein, ich täuschte mich nicht, die Stimmen kamen näher, sie wurden lauter. Lauter, immer lauter, ich hörte sogar ganz entfernt rhytmische Geräusche wie von Schritten. Lauter, lauter... 'Ja, Ja.' Hoffnung keimte auf. 'Ja, ja, ja... näher, nur immer näher, rettet mich.' Meine Gedanken fassten Fuss, die Schlucht würde mich nicht verschlingen. Ich würde nicht fallen. Ich würde gefunden werden, ich musste einfach gefunden werden. Die Sonderbar monotonen Laute und der rhytmische Klang der Schritte nahmen weiter an Volumen zu. Sie konnten nicht mehr sehr weit entfernt gewesen sein. 'Ja, rettet mich.' KLACK, noch ein Schritt näher an mir dran. KLACK, ein weiterer Schritt, der die Stimmen zu mir führte. 'Ja, kommt näher, befreit mich aus der Dunkelheit, zieht mich weg von dieser Klippe der Angst.' Obwohl die Stimmen immer näher kamen, konnte ich keines ihrer Worte verstehen. Doch immer mehr hatte ich das Gefühl eine Melodie aus dem vielstimmigen Gemurmel herauszuhören. Ich kannte sie sogar, summte sie in meinem Schädel mit. Woher kannte ich diese Melodie? Ich hatte sie länger nicht gehört, doch ich kannte sie ganz sicher. Egal, denn das war nicht wichtig. Wichtig war nur, dass die Geräuschkulisse weiter zunahm. Gleich, gleich waren sie bei mir. Ich konnte sie fast körperlich spüren, ihre Nähe. Sie mussten jetzt direkt vor der Wand gewesen sein. 'Ja, rettet mich, erlöst mich von dieser Finsternis.' - Doch dann verstummten sämtliche Geräusche. Noch in jenem Augenblick, indem alle aufgebaute Hoffnung wie ein Kartenhaus zusammenbrach, vernahm ich ein lautes quietschen direkt neben meinem Kopf. Grelles Licht traf auf meine Pupillen und die Stille wurde genauso schlagartig, wie sie gekommen war, wieder durchbrochen. Der Lärm hämmerte auf meine Gedanken ein und liess keinen klaren von ihnen entkommen. Das Licht strömte wie ein freigelassener Dammsee - alles überflutend - auf meine Netzhaut und brannte sich ein. Ich riss instinktiv die Augen auf. Nein, in Wahrheit riss ich gar nichts auf. Meine Augen waren die ganze Zeit über, in der Dunkelheit und auch hier im Lichtermeer, gleich weit offen gewesen. Ich könnte wetten, dass nicht mal meine Pupillen sich aufgrund des rapiden Lichtzuwachses verengten. Meine Augen reagierten, nach meinem eigenen Gefühl, überhaupt nicht. Doch das Licht, diese brennende Helligkeit, traf mich so überraschend, dass ich das Gefühl hatte, meine Augen wollten aus meinem Schädel springen. Ich kniff die Augen zusammen, zumindest spannte ich jene Nerven zusammen, die bisher immer meine Lider zum Schliessen gebracht hatten. Nichts. Na Klasse. Erst meine Lippen, nun auch noch meine Augenlider. Wo sollte das noch enden? Nachdem ich mich an den Schmerz in meinen Augenhöhlen ein Wenig gewöhnt hatte, hatte mein Verstand wieder ein kleines Bisschen Kapazität übrig um die Laute um mich herum wahrzunehmen. Jene Laute, die in mir kurz zuvor Hoffnung geweckt hatten. Hoffnung, die mit einem Schlag des Verstummens zunichte gemacht worden war, bevor sie von einem alles bestimmenden Schmerz in meinen Augen überrannt wurde. Doch nun, nun konnte ich es hören. Gesang, es war Gesang. Wie konnten die Leute hier singen, während ich leiden musste? Moment, leiden? Wieso litt ich denn? Da war diese grausame Helligkeit, aber Helligkeit war doch gut oder etwa nicht? Ich hasste die Dunkelheit, also war Helligkeit folglich gut. Aber diese Helligkeit tat weh, sie verursachte Schmerzen, gegen die ich anscheinend nicht das Geringste unternehmen konnte. Doch das Brennen in meinen Augen war, wenn ich mich recht erinnere, nicht das einzige Brennen, welches das Licht verursachte. Meine gesamte Haut schien sich in alle Richtungen zerreissen zu wollen. Ich kann mich getäuscht haben, doch es kam mir so vor, als würde hauchdünn, wie ein einziger seidener Faden, so etwas wie Rauch von meiner reglosen Hülle aufsteigen. Dieses licht brannte nicht nur in Form von Schmerzen, es schien mich geradezu zu verbrennen. Nein, diese Helligkeit war nicht mein Freund. Doch ich durfte nicht zulassen, dass der Schmerz meine Gedanken bestimmte. 'Gib nicht auf! Der Gesang, konzentriere dich auf den Gesang!' Täuschte ich mich, oder klang das ganze nach einem Chor? Nein, ich täuschte mich nicht. Wieso auch? Wusste ich nicht bereits vorher, dass es sich um den Gesang eines Chores handelte? Warum sonst sollten so viele Stimmen auf einmal ein solch melodiöses Gemurmel veranstalten, wenn nicht um im Chor zu singen? Und schliesslich kannte ich das Lied doch, welches sie vor diesem hier gesungen hatten. Und auch dieses hier kannte ich. Bei beiden wusste ich nicht woher, doch ich kannte sie. Kirche? Kannte ich diese Lieder aus der Kirche? War es ein Kirchenchor den ich hörte? Meine Gehirn hatte nicht allzu lange gebraucht, um meine Gedankenströme weg vom Schmerz in den Augen und auf der Haut zu lenken, doch meine Augen benötigten weitaus länger um sich an den vorhandenen Zustand zu gewöhnen: Der Lichteinfall war zu stark, meine Pupillen hätten sich verengen müssen um die Fläche, die Licht aufnimmt, so klein wie möglich zu halten. Doch sie reagierten anschienend wirklich nicht und blieben in der für die Dunkelheit eingestellten Kalibrierung. Es dauerte bestimmt nur einige Sekunden, endlose Sekunden. Doch tatsächlich, nachdem sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten, konnte ich sehen, dass ich mich, wie vermutet, in einer Kirche befand. Ich musste auf dem Rücken liegen, denn ich konnte ganz klar das gläserne Dach erkennen, durch dessen bunte Mosaikplatten Sonnenlicht hereindrang. 'Es brennt so sehr. Kaum auszuhalten.' Wieso lag ich auf dem Rücken? 'Du musst umgefallen sein. Du hattest einen Schwächeanfall.' So sehr mich meine eigenen Gedanken beruhigen wollten, so sehr wusste ich bereits in jenem Moment, dass es eine Lüge war. Ich war bestimmt vier oder fünf Jahre nicht mehr freiwillig in einer Kirche gewesen. Aber wieso half mir keiner hoch? Meine Glieder schienen wie gelähmt, doch ich versuchte mit aller Kraft sie in Bewegung zu versetzen. Es gelang mir immer noch nicht. Doch zu meiner Überraschung interessierte mich dieser Zustand von Augenblick zu Augenblick weniger. In meinem Kopf breitete sich eine Stimme aus, die nicht meine eigene war. Und doch sprach sie aus den tiefsten Tiefen meiner selbst zu mir herauf. War es die Angst? Die Angst, die ich in den Wald meiner Gedanken gejagt hatte? Sie war es! Ganz eindeutig. Sie war zurückgekehrt, um ein vielfaches gestärkt, so wie ich es vorausgesehen hatte. Sie hatte sich genährt von all den verdrängten Erinnerungen und hatte Gestalt angenommen. Gestalt von tiefster Schwärze in der zwei rot glühende Pupillen ihren Platz haben. Ein Gesicht beugte sich über das meine und ich erkannte meine Frau. Sie hatte Tränen in den Augen und ich wollte sagen "Warum weinst du? Es geht mir gut, es muss mir nur jemand hochhelfen.", doch heraus kam nichts. Sie schluchzte einen Augenblick und dann begann sie zu sprechen: "Warum", hörte ich sie ganz deutlich durch ihre Tränenwand hindurch sagen, "Warum er? Warum gerade er? Warum dürfen andere so lange auf dieser Erde verweilen und ausgerechnet ihn rufst du zu dir?" Ich brauchte eine Weile bis ich verstand. Ihre restlichen Worte gingen in einem dumpfen Brei aus Gesang und schluchzen unter, denn in meinem Kopf hämmerte nur ein einziger Gedanke: 'Ich bin tot.' Ich lag in meinem offenen Sarg und war Gast auf meiner eigenen Beerdigung. Ja, ich war tot, doch es störte mich komischerweise nicht. Denn ich wusste, dass dieser Tot nicht von Dauer sein würde. Ein Gefühl, eine grundsätzliche Ahnung ... nein, vielmehr eine Sicherheit, stieg in mir auf und ich wusste, ich würde nicht lange tot sein. Ich war es ja nicht einmal jetzt wirklich, doch für die anderen war ich es. Die roten Augen in der Dunkelheit - Jene Saat meiner Angst aus Kindertagen. Sie war nicht mein Feind, das wusste ich jetzt. Sie war der einzige Freund den ich je hatte. Und ich wollte mich mit ihr vereinen. Wollte dieses grausame Sonnenlicht aus meinem Leben verbannen. Wie es brannte auf meiner Haut, versuchte sich zu mir hindurch zu fressen. Ich liess es nicht herein. Es klopfte bereits an meine Tür, doch ich hielt es mit stummen Schreien aus meiner Kehle dort Draußen. Eine kleine Weile gelang mir dies hervorragend, doch dann begann meine Haut, fürchterlicher denn je, in einem Meer von Schmerz zu tauchen. Der Rauch stieg nun deutlicher empor. 'Sie müssen das doch merken. Warum sieht es keiner?' Ich wollte mich winden und um mich schlagen, doch mein Körper gehorchte mir nicht. Ich wusste, es war nur eine Frage der Zeit, bis er wieder ganz der meine wäre und zwar um ein vielfaches stärker als ich mir je zu träumen gewagt hatte. Doch diese Zeit war noch nicht gekommen. Wie lange mochte es noch dauern? 'Wie lange muss ich diesen Schmerz noch ertragen?' Wie lange musste ich noch in das Gesicht meiner Frau blicken und sie von Sekunde zu Sekunde mehr dafür hassen, dass sie zu mir herab blickte mit ihren lächerlichen Tränen und mich diesem Licht aussetzte? 'Klapp den deckel zu du Schlampe und gönn mir meinen Frieden!' HASS, ich fühlte beinahe nur noch Hass. Wäre dieser unerträgliche Schmerz nicht da gewesen - 'als wollen sie dir die Haut vom lebendigen Körper ziehen' - es wäre nur noch Hass gewesen! 'Bring sie um', ertönte die Stimme in meinem Schädel. Jene Stimme, die nicht mir gehörte, aber von diesem Moment an für immer ein Teil meines Ichs war. 'Töte Sie!', aus dem anfänglich zischenden Worten wurden knurrende. 'Noch nicht', entgegnete ich ihr in Gedanken und tatsächlich, sie beruhigte sich. Als das Gesicht, welches ich einst geliebt hatte, aus meinem Blickfeld verschwand, ließen sie mich wieder in die warme Dunkelheit zurücksinken. Der Deckel meines Sarges wurde geschlossen und ich hatte niemals zuvor einen solch intensiven Frieden verspürt wie in dem Moment, als der letzte Lichtstrahl ausgesperrt wurde und ich mich einfach in die tiefe Schlucht vor mir fallen lassen konnte.
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